Einleitung
Im dritten und letzten Teil unserer Interviewserie spricht unsere Mitarbeiterin Sabrina Kiel, als Projektleitung für die Themen der ambulanten Pflege, erneut mit Marcel Müller-Rechenbach, dem Regionalverantwortlichen bei der aiutanda. Im Fokus dieses Gesprächs steht die Zukunft der Pflege: Wo sieht die aiutanda ihr Angebot in den kommenden Jahren? Welche Bedarfe und Bedürfnisse werden künftig im Mittelpunkt stehen? Zudem diskutieren sie den „Rettungsschirm für die Pflege“ und welche Maßnahmen notwendig sind, um die Branche nachhaltig zu stärken. Lassen Sie sich von den zukunftsweisenden Ideen und Strategien inspirieren, die helfen sollen, den Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu begegnen.
Vorstellung der Person
Marcel Müller-Rechenbach ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Er ist seit 2000 in der Pflege tätig, gründete 2010 sein Unternehmen, die Pflege mit Leidenschaft GmbH. Im Mai 2019 schloss sich Marcel Müller-Rechenbach der aiutanda GmbH an.
Als Regionalleiter Süd-Ost und Geschäftsführer der aiutanda PflegeBienen ist er mit seinen 39 Standorten ein bedeutender Teil der Gruppe.
Wo sieht aiutanda das Angebot der Zukunft? Wo bestehen Bedarf oder Bedürfnisse?
M: Grundsätzlich glaube ich, dass wir eine andere Struktur in der Finanzierung brauchen. Des weiteren brauchen wir in den Baukörpern mehr Flexibilität. Wir wandeln Baukörper um und wechseln zwischen den Bereichen ambulant und stationär und haben da zum Teil auch Baukörper, die das möglich machen und andere nicht. Wir haben einen stetigen Blick darauf, wie sich Bedarfe verändern. Ob das zum Beispiel auch Eingliederungshilfebestandteile sein könnten. Die Intensivpflege hat sich sehr verändert. Der Blick auf die Zukunft der ambulanten Pflege hat sich, allein in den letzten 5 Jahren ebenfalls stark verändert. Deshalb brauchen wir viel Flexibilität in den Baukörpern.
Du brauchst ein gutes Kennzahlenmanagement. Du brauchst einen hohen Digitalisierungsgrad. Du musst deine Konzepte permanent weiterentwickeln. Du brauchst eine gute Marketingstrategie. Du brauchst die Superkräfte, die Dinge gerne zu tun. Die Chance in einem großen Unternehmen ist, dass man keine hybriden Arbeitsplätze mehr hat. Das heißt, der macht das und das, und das auch noch so ein bisschen. Und das macht er ein bisschen gut. Wir haben mittlerweile eine Größe erreicht, wo man sagen kann, dass man auch mal mit Spezialisten arbeiten muss. Und ich glaube es den Menschen zu ermöglichen in ihrer Superkraft tätig zu sein, das ist etwas Wichtiges.
S: Wie stellt ihr das sicher?
M: Wir lassen viele Teilbereiche mit einer Mindestbauverordnung bauen, damit wir die stationäre Komponente nutzen könnten und wir prüfen regelmäßig Bau- und Leistungsbeschreibungen, die wir kritisch hinterfragen. So lassen wir uns sowohl für das ambulante als auch das stationäre Setting die Tür offen.
Wir sind viel kritischer geworden, wenn wir Mietverträge prüfen oder Regionen analysieren. Das dauert alles länger. Die Projektentwickler von uns ziehen mittlerweile beide Augenbrauen hoch, weil wir das alles noch viel intensiver überdenken, die Apartments nochmal effizienter gestalten. Jeder Quadratmeter nimmt den Menschen die Gelegenheit ihren Eigenanteil, den sie dem Baukörper schenken müssen, vielleicht für ihre Hilfebedürftigkeit einzusetzen. Deswegen ist wichtig, dass die Bereiche ineinanderfließen.
S: Siehst du darin eine Chance?
M: Ich glaube, wir haben eine Zeit lang danach ausgesehen, dass man in der Pflege aufgrund der demographischen Entwicklung automatisiert Geld verdient. Bis vor zwei Jahren – wann hat es denn mal eine Insolvenz in der Pflege gegeben?
Aus meiner Sicht ist es wichtig, die richtigen Leute an Bord zu haben. Gute Führungskräfte, und es ist egal ob im Operativen oder im Kaufmännischen, der, der das kann, der offen ist, der People Business kann, der emotionale Intelligenz hat und das mit seiner fachlichen Intelligenz kombiniert, der kann auch in Zukunft in der Pflege viel Spaß haben.
Auf der anderen Seite bedeutet das, dass diese Branche die richtigen Menschen braucht, die der Branche nach wie vor verschrieben sind. Ich kann mir nur wünschen, dass wir wieder eine wirtschaftliche Voraussetzung schaffen, sodass die Menschen gesund durch den Tag kommen. Im Moment ist es an bestimmten Tagen nicht machbar, wenn du jeden Tag 100-110% läufst und nur dabei bist, Katastrophen zu regulieren.
S: Das heißt es braucht auch einen Rettungsschirm für die Pflege?
M: Den bräuchte es aus meiner Sicht. Sofortmaßnahmen, einen anderen Umgang mit Vergütungsmaßnahmen. Grundsätzlich ein Auffüllen von Budgets, um den aktuellen Bedingungen Rechnung zu tragen und uns wieder auf einem Eigenanteilsniveau zu bewegen, wie es mal war oder eine Deckelung auf den Eigenanteil.
Haben Sie die ersten beiden Teile der Interviewreihe verpasst?
Im zweiten Teil spricht Sabrina Kiel mit Marcel Müller-Rechenbach über die Digitalisierung und zukünftige Strategie der aiutanda GmbH. Erfahren Sie, welche Technologien eingeführt werden und welche Visionen die aiutanda für die Pflege hat.
Lesen Sie auch den ersten Teil, in dem der Regionalleiter über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des GVWG auf die Pflegebranche spricht.
Über die Autorin
Sabrina Kiel
Seit 2021 bin ich bei der Sehner Unternehmensberatung tätig und leite Projekte im Bereich der ambulanten Pflege. Mit über drei Jahren Erfahrung im Pflege- und Gesundheitssektor bringe ich umfassende Fachkenntnisse in meine Arbeit ein. Vor meiner aktuellen Position war ich beim Hamburg Center for Health Economics sowie bei KPMG Audit Corporate Health Care tätig, wo ich wertvolle Erfahrungen und Einblicke in die Gesundheitswirtschaft sammelte.
Über den Autor
Team Pflege & Betreuung