Einleitung

Im zweiten Teil unserer Interviewserie spricht Sabrina Kiel mit Marcel Müller-Rechenbach, dem Regionalverantwortlichen bei der aiutanda, über die Digitalisierung und die Ausrüstung innerhalb der Gruppe sowie die zukünftige Strategie der aiutanda. Im Gespräch erörtern die beiden, wie die Digitalisierung in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und welche Schritte die aiutanda unternimmt, um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. Entdecken Sie, welche Technologien und Innovationen eingeführt werden sollen und welche Visionen die aiutanda für die Zukunft der Pflege hat.

Portrait von Marcel Müller-Rechenbach, Regionalleiter Süd-Ost der aiutanda GmbH

Vorstellung der Person

Marcel Müller-Rechenbach ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Er ist seit 2000 in der Pflege tätig, gründete 2010 sein Unternehmen, die Pflege mit Leidenschaft GmbH. Im Mai 2019 schloss sich Marcel Müller-Rechenbach der aiutanda GmbH an.

Als Regionalleiter Süd-Ost und Geschäftsführer der aiutanda PflegeBienen ist er mit seinen 39 Standorten ein bedeutender Teil der Gruppe.

Status quo der Digitalisierung. Wo steht aiutanda heute? 

Digitalisierung: Wie steht es um die Ausrüstung in der Gruppe? Wird KI bereits genutzt, um Mitarbeiter zu entlasten? Wie seid ihr hinsichtlich der Telematikinfrastruktur aufgestellt?

M: „Die Pflege mit Leidenschaft“, die ich selbst gegründet habe und dann in die aiutanda eingebracht habe, hat den Innovationspreis – 2014 glaube ich – gewonnen. Erstmalig ein Unternehmen aus den neuen Bundesländern! Das hatte natürlich viel damit zu tun, dass die Vergütungsbedingungen in den neuen Bundesländern anders waren als in den alten Bundesländern. Das heißt, hier war die Hose einfach ein bisschen enger. Es ist natürlich so, dass wir im Moment an bestimmten Tagen hart arbeiten müssen und vielleicht nicht ganz so vorwärts orientiert sind, wie wir es zu anderen Zeiten waren. Gleichzeitig spüren wir aber die Verpflichtung, nach allen Potentialen suchen zu müssen, mit denen wir Entlastungen schaffen können, mehr als deutlich. Ähnlich wie ganz am Anfang bei einem Pflegestartup habe ich nun wieder die Situation, dass es eine Menge Menschen gibt, die hybrid arbeiten. Die also Vielfältiges erstellen und gleichzeitig ausüben, um das zu ermöglichen. Und es ist nach wie vor so, dass wir danach streben, uns da zügig weiterzuentwickeln.

Wir kämpfen im Moment vorrangig um ein einheitliches Abrechnungs- und Dokumentationssystem. Dies überall umzusetzen, braucht seine Zeit. Und bei dem, was wir in der Verknüpfung zwischen Pflegesoftware, Pflegeabrechnung bis hin zur Finanzbuchhaltung für Kennzahlen brauchen, spielen KI und Spracherkennung eine große Rolle. Da sind wir nach wie vor ein Unternehmen, dass sich viel mit Digitalisierung und KI beschäftigt. Aber die Geschwindigkeit in der Einführung oder auch Finanzierung haben sich in den letzten zwei bis drei Jahren stark verändert. Und jetzt sind wir in einer Zeit, in der man sich ganz klar überlegen muss, mit was du Mitarbeiter zusätzlich noch belastest. Vor allem brauchst du selbst als Führungskraft eine gehörige Portion Stabilität in dir selbst, um dir bewusst zu werden, dass Alles, was heute nicht geändert wird, morgen nicht besser wird. Und deswegen ist das für uns ein ganz wichtiges Thema für die Zukunft, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen.

S: Das heißt du siehst die Zukunft ganz klar in der Digitalisierung?

M: Total. Wir werden uns nicht leisten können, irgendwann noch Pflegeapartments oder Zimmer an den Markt zu bringen, in denen grundsätzliche Reinigungsleistungen nicht mit mechanischer Kraft erbracht werden. Auch das Thema Schwesternrufanlagen wird auf einem anderen Niveau stattfinden. Es wird also viel umfänglicher sein – das Erkennen von Stürzen, das Messen verschiedener (körperlicher) Parameter. Wir werden das ganzheitlich gestalten, denn es ist heute etwas eingetreten, das hätte ich mir vor 10 Jahren nicht vorstellen können. Wir haben einen anerkannten und offiziellen Helferbereich! Hier haben vor allem Themen. Das heißt diese Nebentätigkeiten werden wir wahrscheinlich viel maschineller und mit digitalen Lösungen versuchen zu lösen. Deswegen sind es auf der einen Seite Digitalisierung und KI und auf der anderen Seite sind es in der Zukunft höhere technische Voraussetzungen, die wir herstellen müssen.

S: Unter Digitalisierung verstehen viele immer nur den Pflegeroboter, aber wie du schon meintest – es gibt so viel mehr. Caretable ist bei euch auch in der Nutzung, oder?

M: Wir haben keine Einrichtung, wo wir keinen Caretable zur Verfügung haben. Wir haben in allen Einrichtungen einen und waren da Vorreiter unter denen, die das so vollumfänglich eingesetzt haben. Caretable ist ja für manche unserer Klienten so ein bisschen das Fenster zur Welt. Du bist nicht mehr jeden Tag draußen unterwegs. Du kannst das Gefühl haben, dich durch Städte zu bewegen, in denen du schonmal warst oder durch Gegenden, in denen du noch nicht warst.

S: Habt ihr eine Strategie diesbezüglich, wie ihr das noch weiter ausbauen wollt mit weiteren Tools?

M: Wir haben das große Glück, dass wir sehr digitalisierungsaffine Menschen im Unternehmen haben. Einige Kollegen kommen aus dem Bereich Softwareentwicklung. Damit können wir anders auf die Dinge schauen. Diese Kollegen haben auch eine gehörige praktische Orientierung, da sie auch aus der Pflege kommen. Das heißt, sie kennen alle Prozesse in einem Pflegeunternehmen und sind seit den letzten Jahren als Vertrauensperson und als Coach nah an der Basis, um da festzustellen, was die täglichen Bedarfe sind.

Haben Sie den ersten Teil der Interviewreihe verpasst?

Sie haben den ersten Teil unserer dreiteiligen Interviewreihe verpasst? Marcel Müller-Rechenbach, Regionalleiter Süd-Ost der aiutanda GmbH, spricht über die nachhaltigen Effekte der Corona-Pandemie und des GVWG. Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews, um wertvolle Einblicke zu erhalten, erfahren Sie aus erster Hand, wie sich diese Ereignisse auf die Pflegebranche auswirken.

Über die Autorin

Sabrina Kiel

Seit 2021 bin ich bei der Sehner Unternehmensberatung tätig und leite Projekte im Bereich der ambulanten Pflege. Mit über drei Jahren Erfahrung im Pflege- und Gesundheitssektor bringe ich umfassende Fachkenntnisse in meine Arbeit ein. Vor meiner aktuellen Position war ich beim Hamburg Center for Health Economics sowie bei KPMG Audit Corporate Health Care tätig, wo ich wertvolle Erfahrungen und Einblicke in die Gesundheitswirtschaft sammelte.